Die Ingenieurkammer setzt auf Nachhaltigkeit

Die Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz setzt sich für Nachhaltigkeit ein und unterstützt verschiedene Initiativen und Programme zur Förderung der Nachhaltigkeit im Bausektor. Denn wie bekannt ist, investiert die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten, allen voran Deutschland, Milliarden zur Bekämpfung des Klimawandels. Dies beeinflusst auch das Handeln der Ingenieurinnen und Ingenieure: Ihre Expertise ist besonders im Gebäudebereich gefragt, da Gebäude für rund 40 Prozent des Energieverbrauchs und 36 Prozent der Co2-Emissionen in der EU verantwortlich sind.

Auch der Energie- und Automobilsektor oder die chemische Industrie, um nur einige weitere Wirtschaftszweige aus dem Ingenieurwesen zu nennen, verursachen nach wie vor viel Co2 oder haben auf andere Art und Weise negative Einflüsse auf unsere Umwelt.

Daher sind es vor allem Ingenieurinnen und Ingenieure, die hier gefordert sind, neue Technologien bzw. Lösungen zu entwickeln, um die negativen Umwelteinflüsse auf ein Minimum zu reduzieren.

Erfahren Sie nachfolgend mehr über die Initiativen und Programme zur Förderung der Nachhaltigkeit, die seitens der Ingenieurkammer unterstützt werden.

 

Bundesregister Nachhaltigkeit

Ingenieurinnen und Ingenieure spielen eine wichtige Rolle für mehr Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz im Bauwesen. Vor diesem Hintergrund haben die Bundesingenieurkammer und die Bundesarchitektenkammer jetzt ein gemeinsames Konzeptpapier "Fit für Nachhaltigkeit" vorgelegt. Ziel des Papiers ist es, Nachhaltigkeitsaspekte im Planen und Bauen zu stärken, indem die bestehende Infrastruktur ausgebaut und der Zugang zu Weiterbildungsangeboten für Fachleute verbessert wird. Zu den zentralen Punkten des Vorhabens gehört die Einrichtung eines bundesweiten "Bundesregisters Nachhaltigkeit", in dem die Inhaber eines Qualifikationsnachweises für die künftige Förderstufe QNG-BASIS aufgeführt werden. Weitere Informationen zur Initiative finden Sie über nachfolgenden Link:

bingk.de/bak-und-bingk-starten-qualifizierungsoffensive-nachhaltigkeit

 

 

Holz - ein nachhaltiger Baustoff

Der Holzbau wird in Zukunft eine immer wichtigere Rolle für Ingenieurinnen und Ingenieure spielen. Nicht nur wegen seiner Nachhaltigkeit, sondern auch aufgrund seiner strukturellen Stärke und Ästhetik. In der EWSA-Stellungnahme CCMI/205 wird betont, dass der Holzbau eine bedeutende Rolle bei der Erreichung der Klimaziele spielen kann, indem er den CO2-Fußabdruck von Gebäuden reduziert.

Ingenieurinnen und Ingenieure werden in der Lage sein, die Vorteile des Holzbaus zu nutzen, um eine neue Generation von Gebäuden zu entwerfen und zu bauen, die nicht nur umweltfreundlicher sind, sondern auch eine höhere Lebensqualität bieten. Mit innovativen Technologien wie dem Einsatz von Holzverbundstoffen und digitalen Planungswerkzeugen können Ingenieurinnen und Ingenieure die Effizienz und Widerstandsfähigkeit von Holzkonstruktionen weiter verbessern.

Insgesamt wird der Holzbau eine Schlüsselrolle bei der Schaffung einer nachhaltigen und zukunftsfähigen gebauten Umwelt spielen. Ingenieurinnen und Ingenieure werden in der Lage sein, ihre Fähigkeiten und ihr Fachwissen einzusetzen, um die Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen und gleichzeitig ästhetisch ansprechende und funktional ausgeklügelte Gebäude zu schaffen.

Kammergeschäftsführer Martin Böhme setzt sich beim Europäischen Sozial- und Wirtschaftsausschuss in Brüssel für die Belange der freien Berufe und somit für die Interessen der Ingenieure und Ingenieurinnen ein. Sehen Sie hier die EWSA-Stellungnahme CCMI/205 ein.

Die Ingenieurkammer RLP ist Kooperationspartner des Holzbautages Rheinland-Pfalz.  Alle Infos zur diesjährigen Veranstaltung am 6. Oktober 2023 und zur Anmeldung erhalten Sie in folgendem Flyer. Bilden Sie sich weiter und erhalten Sie als Mitglied Fortbildungspunkte für den Besuch der Veranstaltung.

Kreislaufwirtschaft

Durch Recycling und Wiederverwendung von Baustoffen können wertvolle Ressourcen eingespart werden. Planerinnen und Planer können durch ihre Entscheidungen und Empfehlungen den Einsatz von wiederverwendbaren Materialien und recyclingfähigen Produkten fördern und so den Ressourcenverbrauch und das Abfallaufkommen reduzieren. Auch die Planung von Gebäuden und Infrastrukturen im Hinblick auf Demontage und Wiederverwendung ist entscheidend.

Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 mindestens 55 % recycelte Baustoffe zu verwenden. Sie unterstützt dies durch Investitionen in Höhe von 100 Millionen Euro in die Forschung zur Kreislaufwirtschaft und insbesondere durch die Finanzierung von zehn großen Demonstrations- und Modellprojekten.

 

 

Zirkuläres Bauen - DIN SPEC 91484: Neuer Standard zur erneuten Verwendung von Bauprodukten

Welche Bauteile lassen sich vor der Abrissbirne retten? Mit der neuen DIN SPEC 91484 hat das Deutsche Institut für Normung (DIN e. V.) jetzt einen Standard veröffentlicht, der hilft, Bauprodukte zu identifizieren, die sich ideal für eine erneute Verwendung eignen. So können Materialien in den Kreislauf zurückgeführt und wertvolle Ressourcen gespart werden.

Recycling geht nicht nur im Kleinen – auch große Gebäudeteile können erfolgreich wiederverwendet werden. Die neue DIN SPEC 91484 bietet eine einheitliche Methode, um das volle Potenzial von Bauprodukten für hochwertige Anschlussnutzungen zu erfassen. Das innovative Verfahren zeichnet sich durch seine einfache Zugänglichkeit für alle Beteiligten aus, ist universell und unkompliziert anwendbar und kann somit den direkten Weg auf die Baustelle finden und dort nahtlos integriert werden.

Baubranche: Großes Potenzial für Kreislaufwirtschaft

Bau- und Abbruchabfälle machten laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2020 mehr als 55 Prozent des bundesweiten Abfall-Aufkommens aus. Das Umweltbundesamt schätzt das gesamte verbaute Material im deutschen Gebäudebestand auf 15 Milliarden Tonnen. Diese Zahlen machen deutlich: In der Baubranche kann Kreislaufwirtschaft viel dazu beitragen, Ressourcen zu schonen und CO2-Emissionen zu senken. Die DIN SPEC 91484 wurde entwickelt, um diese Lücke zu schließen und einheitliche und standardisierte Prozesse in der Branche zu etablieren.

Dominik Campanella, Initiator der DIN SPEC und Co-Geschäftsführer des Start-ups Concular, erklärt: „Mit dem im Standard beschriebenen Verfahren wird der Gebäudebestand systematisch erfasst und dokumentiert. Das gibt nicht nur der Wirtschaft einen klaren Handlungsrahmen, sondern ermutigt auch die Gesetzgeber, künftige Rück- und Umbauarbeiten an dieses Dokument zu knüpfen.“ Das Unternehmen setzt sich für kreislaufgerechte Immobilien ein.

Statt Mülldeponie: In zwei Stufen zur Anschlussnutzung

Die DIN SPEC 91484 dient als Leitfaden für die Erstellung sogenannter Pre-Demolition-Audits. Das Verfahren gliedert sich in zwei Stufen: eine Vor- und eine Detailprüfung. Das Dokument definiert, welche Informationen über die Bauprodukte erfasst werden müssen, um ihr individuelles Potenzial für die Anschlussnutzung zu prüfen und zu bewerten: zum Beispiel Daten zum Standort des Bauwerks, zum Baujahr, zur Gebäudeklasse und Nutzungsart.

Anhand dieser Basisinformationen können erste Entscheidungen getroffen werden, ob sich Bauprodukte für eine Wiederverwendung eignen oder nicht. Danach folgt die Detailprüfung, für die Fachgutachten erstellt werden. Außerdem legt das Dokument fest, welche Akteuren dieses Verfahren durchführen. Dazu gehören Architekten, Statiker, Schadstoffgutachter, Abbruchunternehmer, Bauprüfämter, der Denkmalschutz und andere.

Trend zum zirkulären Bauen

Eine Entwicklung des Bauwesens hin zum kreislaufgerechten Bauen ist in Deutschland und Europa bereits deutlich erkennbar und gewinnt immer mehr an Bedeutung. Sowohl die Bundesregierung und die Kommunen als auch die EU sprechen sich dafür aus. Gesetze und Quoten für den Einsatz von wiedergewonnenen Bauprodukten gibt es bereits – doch sie sind nur der Anfang. Die DIN SPEC 91484 liefert einen wichtigen Baustein für ein systematisches Vorgehen.

Kostenfreier Download

Die DIN SPEC 91484 steht beim Beuth Verlag zum kostenlosen Download bereit. Zum Download muss ein Beuth-Kundenkonto angelegt werden. Über nachfolgenden Button gelangen Sie auf die Seite vom Beuth Verlag zum Herunterladen der DIN SPEC 91484: Download