talkING 2024: Windparkbesichtigung in Gau-Bickelheim

Auf dem Gelände zwischen den rheinhessischen Orten Gau-Bickelheim, Armsheim und Flonheim wird ein bestehender Windpark mit insgesamt 18 Anlagen im Zeitraum von 2022 bis 2025 sukzessive mit modernen Anlagen von Enercon (Typ E-160 EP5) erneuert. Am 4. Juli 2024 lud die Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz ihre Mitglieder im Rahmen des talkING-Formats zur Besichtigung der Windpark-Baustelle nach Gau-Bickelheim ein. Rund 30 Mitglieder nahmen an der beeindruckenden Führung durch die einzelnen Stationen der Installation einer Windkraftanlage teil. Dipl.-Ing. Torsten Höllwarth von wiwi consult GmbH & Co. KG und ebenfalls Kammermitglied als Beratender Ingenieur übernahm die Führung durch die große Baustelle.

Eine Windkraftanlage von Enercon des Typs E-160 EP5 erreicht eine Gesamthöhe von 247 Metern, eine Nabenhöhe von 166 Metern, einen Rotor-Durchmesser von 160 Metern und bringt es auf ein Gesamtgewicht von 3000 Tonnen. Damit produziert eine Anlage pro Jahr bis zu 20 Millionen Kilowattstunden. Dabei wird der produzierte Strom mit rund 7 Cent pro Kilowattsunde vom Energieversorger vergütet. Windgeschwindigkeiten vom mindestens 3 Metern pro Sek. sind notwendig, damit sich das Windkraftwerk in Bewegung setzt und für Spitzenwerte von 28 Metern pro Sek. ist es im Maximum ausgelegt. „Die Drehgeschwindigkeit wird konstant gehalten über die korrekte Ausrichtung der Rotorblätter hinsichtlich der Windrichtung und Windgeschwindigkeit“, erklärte Höllwarth. Die Besonderheit in Rheinhessen sei auch, dass hier sogenannte Schwachwind-Anlagen eingesetzt werden, die sich durch einen großen Rotordurchmesser und eine hohe Nabenhöhe auszeichnen. Anders sei das an der Küste, da dort durch die vorherrschenden starken Windbedingungen, kleinere Rotordurchmesser ausreichten, die entsprechend mit einer höheren Drehzahl laufen.

Die Besichtigung der Baustelle erfolgte über mehrere Stationen. Zunächst durften sich die Teilnehmer das Stahlbetonfundament und somit die Basis einer Windkraftanlage ansehen. Beim Bau des Fundaments ist die Berücksichtigung der Bodenbeschaffenheit in Rheinhessen eine besondere Herausforderung, da der Boden hauptsächlich aus Löss (Lehm) besteht. Das Fundament muss hinsichtlich der eingesetzten Materialien daher so angepasst werden, dass es der erforderlichen Tragfähigkeit und Stabilität der Windkraftanlage Rechnung trägt. Dies wird vor allem durch die Verwendung des Rüttelstopfverfahrens erreicht, bei dem mineralischer Schotter in 90 Schottersäulen je Fundament bis zu 8 Meter tief eingerüttelt wird.

An der nächsten Station waren die Betonbauteile eines Turms sowie ein Generator zu begutachten. Die Betonbauteile (30 Segmente, zusammengesetzt aus 90 Drittelschalteilen) werden vom Bauunternehmen Max Bögl hergestellt und ab dem Werk in der Oberpfalz zur Baustelle geliefert. „Hier ist die Präzession in der Fertigung und Montage ein entscheidendes Kriterium, denn bereits ein paar Millimeter Abweichung in der Horizontalen können sich bei einer Höhe von 166 Metern signifikant auf die senkrechte Ausrichtung des Turms auswirken“, erklärte Höllwarth.Der Generator stellt wegen seines enormen Einzelgewichts von 120 Tonnen beim Transport eine besondere Herausforderung dar. Zur Anlieferung werden daher Frachtschiffe genutzt. In diesem Fall wurde der Generator von (Enercon E,10, 5,6 MW Nennleistung) von Emden per Schiff über den Hafen in Worms angeliefert und von dort mit einem Schwerlasttransporter über Nacht zur Baustelle befördert.

An der finalen Station der Baustelle konnten die Teilnehmer die Rotorblätter (Länge 78,3 m) begutachten und einen Blick in das Innere einer Windkraftanlage werfen, womit sich die spektakulären Dimensionen der Anlage offenbarten.

Nach einer beeindruckenden Besichtigung fanden sich die Gäste im Weinhotel Esper im benachbarten Flonheim zu einem gemütlichen Ausklang des Abends ein. Kammerpräsident Dr.-Ing. Horst Lenz hielt eine kurze Ansprache und dankte Herrn Höllwarth für die interessante Führung durch den Windpark. Bei Flammkuchen und Wein bot sich die Gelegenheit untereinander ins Gespräch zu kommen und sich über die Eindrücke des Nachmittags auszutauschen.

Der Ausklang des Abends fand im Weinhotel Esper im benachbarten Flonheim statt.
Die Teilnehmer der Windparkbesichtigung in Gau-Bickelheim.
Das Stahlbetonfundament mit 24 Metern Durchmesser und einem Volumen von 850 Kubikmetern bei einer Höhe von 2,80 Metern, hergestellt aus Ortbeton der Güteklassen C40/50 und C30/37.
Der spektakuläre Blick in das Innenleben einer Windkraftanlage.
Die Windkraftanlagen von Enercon erreichen je Anlage eine Gesamthöhe von 247 m, eine Nabenhöhe von 166 m, einen Rotor-Durchmesser von 160 m und bringen es auf ein Gesamtgewicht von 3000 Tonnen. Damit produziert eine Anlage pro Jahr bis zu 20 Mio kWh.

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