Preise in der Baubranche werden stark anziehen

Die Inflation liegt in Deutschland auf dem höchsten Stand seit 50 Jahren. Auch in der Bau- und Immobilienbranche sind die Preissteigerungen deutlich zu spüren: Bereits seit zwei Jahren zeigen die Preise für Bauprodukte und -dienstleistungen in Folge der Corona-Pandemie und der dadurch stotternden Lieferketten steil nach oben. Durch den Ukraine-Krieg wird sich diese Preisspirale noch schneller drehen.

Dr. Harald Heim, Partner Real Estate bei PwC Deutschland, sagt: „Wir gehen davon aus, dass die Baupreise für gewerblich genutzte Immobilien in den kommenden beiden Jahren um mehr als 20 Prozent steigen werden. Im zweiten Quartal 2022 lag der Preisanstieg bei Nichtwohngebäuden bei rund 19 Prozent, wie die jüngste Auswertung von Destatis zeigt.“

Langfristig bleibt die Nachfrage nach Bauprojekten hoch

Die PwC-Experten haben die Faktoren analysiert, die maßgeblichen Einfluss auf die Preisentwicklung in der Baubranche haben können: Zum einen wird die hohe Nachfrage nach Bauprojekten langfristig nicht abreißen – trotz gestiegener Öl- und Gaspreise und geopolitischer Unsicherheiten.

Viele Bauunternehmer berichten, dass Auftraggeber Bauprojekte aufgrund der Preisunsicherheiten und Zinsentwicklung in Folge des Ukraine-Kriegs und der damit verbundenen Sanktionen gegen Russland zurückstellen. Bereits während der Pandemie hatten viele Aufraggeber bei Investitionen auf die Bremse gedrückt. Entsprechend dürften mittelfristig viele Nachholinvestitionen anstehen und die Nachfrage im Bereich Gewerbe und insbesondere im Wohnungsbau wieder steigen.

Hohe Preise für Energie und Material treiben Gesamtkosten

Verschärft wird die Lage durch die rekordhohe Inflation: Für 2022 prognostiziert die Bundesbank derzeit eine Inflation von 7,1 Prozent in Deutschland. Besonders stark gestiegen sind die Kosten für Energie. Durch den Ukraine-Krieg hat sich diese Tendenz verstärkt. Und auch die Kosten für Baumaterialien sind in Folge der Corona- und kriegsbedingt gestörten Lieferketten stark angestiegen.

Fachkräftemangel verschärft die Lage

Zudem wird der Mangel an qualifizierten Fachkräften die Bauwirtschaft empfindlich treffen: Die Industrie- und Handelskammer Nordrhein-Westfalen schätzt den Fachkräfterückgang in ihrem Fachkräftereport 2019 bis 2030 auf über 20 Prozent.

Regulatorische Rahmenbedingungen erhöhen den Druck

Nicht zuletzt hat auch die Politik direkten Einfluss auf die Preisentwicklung in der Baubranche: Die Forderung nach der Schaffung von zusätzlichem Wohnraum führt zu einer steigenden Nachfrage nach Bauleistungen und -materialien. Auch dies erhöht den Druck auf die Bauwirtschaft.
Dazu kommen regulatorische Vorgaben auf europäischer Ebene: So fordert die EU-Taxonomie-Verordnung die Stakeholder der Bauwirtschaft auf, nachhaltige und dadurch möglicherweise teurere Bautätigkeiten umzusetzen.

Quelle: PwC Deutschland

 

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