Jahresempfang der Wirtschaft 2025
„We will make Europe great again!“ – Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz zu Besuch in Mainz
Mehrere tausend Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kultur sind am 22. Januar 2025 zur größten Veranstaltung der regionalen Wirtschaft in die Mainzer Rheingoldhalle gekommen. Getragen von 15 Kammern und Institutionen des Mittelstands, darunter die Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz, gilt der Jahresempfang als Plattform für den Dialog mit Entscheidern aus Bundes- und Landespolitik.
Merz betonte in seiner Keynote unter anderem, dass Deutschland auch in den nächsten Jahren ein Standort für die Industrie bleiben müsse. Deutschland stehe am Anfang des dritten Rezessionsjahres. Seit Jahren vergrößere sich der Abstand in der Produktivität zu den USA. Der CDU-Bundesvorsitzende blickte sorgenvoll auf den Abbau der Arbeitsplätze in der Industrie, denn die industrielle Wertschöpfung der Volkswirtschaft sei das Rückgrat für den Wohlstand des Landes. Dabei gehe es auch um die Großindustrie, aber vor allem um den Mittelstand. "Wir müssen wieder eine wachsende Volkswirtschaft werden," so der Kanzlerkandidat.
Dem neuen US-Präsidenten Donald Trump will Merz mit europäischem Selbstbewusstsein entgegentreten. Donald Trump werde Europa ernst nehmen, wenn Europa zusammenhalte und mit einer Stimme die eigenen Interessen vertrete. Wenn Trump in seinem Slogan sage "Make America great again", dann könne es auch heißen "We will make Europe great again".
Erwartungen auf schnelle Steuersenkungen erteilte Merz einen Dämpfer. „Steuersenkungen werden wir uns in Deutschland hart erarbeiten müssen.“ Wenn die Rückkehr zu gutem Wachstum gelinge, könne die Steuerbelastung von heute 35 auf 25 Prozent „bis 2029 in Kraft treten“. Dazu brauche es eine verlässliche Gesetzgebung „und eine Regierung, die sich nicht ständig streitet“.
Ausführlich ging Merz auch auf die Hilferufe der Wirtschaft nach Bürokratieabbau ein. Als „zu ambitionslos“ bezeichnete er den Wunsch der Kammern, EU-Richtlinien in Deutschland nicht noch zu verschärfen. „Nicht Abbau, sondern Rückbau ist hier das richtige Wort.“ So reiche es nicht, die EU-Lieferkettenrichtlinie zu vertagen, sie müsse aufgehoben werden. „Wenn wir die EU erhalten wollen, müssen wir sie auf den Kern zurückführen. Wir wollen der Kultur des Misstrauens eine Kultur des Vertrauens der Politik entgegensetzen.“
Beim Bürokratieabbau setzte anschließend auch die Podiumsdiskussion mit Ministerpräsident Alexander Schweitzer und den Präsidenten der IHK Rheinhessen, der Landwirtschaftskammer RLP sowie der rheinland-pfälzischen Landestierärztekammer an. Es sei eine Daueraufgabe aller staatlicher Ebenen, die überbordenden Vorschriften in sämtlichen Bereichen der Wirtschaft abzubauen. Den vier Bürokratieentlastungsgesetzen des Bundes seit Herbst 2021 müssten rasch weitere folgen, so dass die Erleichterungen bei den Unternehmen spürbar ankommen. Es reiche nicht mehr, einzelne Symptome zu behandeln, entgegnete IHK-Präsident Dr. Markus Walden: „Wir brauchen Bürokratieabbau, der in den Unternehmen auch spürbar ankommt – damit sie sich wieder auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können.“
Der Jahresempfang der Wirtschaft in Mainz ist der größte Neujahrsempfang der regionalen Wirtschaft in Deutschland. Nirgendwo sonst treten so viele landesweite und regionale Wirtschaftsinstitutionen mit einer gemeinsamen Veranstaltung an die Öffentlichkeit wie die 15 beteiligten Kammern aus Rheinland-Pfalz. Zusammen vertreten sie über 100.000 Unternehmen mit mehr als 400.000 Beschäftigten.





